HABEN WOLLEN - zwei Jahre danach

Zwei Jahre ist es her, dass meine Veröffentlichung HABEN WOLLEN erschienen ist und etwa dreißig Monate sind vergangen, seit ich mit dem Containerfrachter „Baudelaire“ von Malaysia nach Malta fuhr und an Bord meine Gedanken zu HABEN WOLLEN nieder geschrieben habe. Heute lasse ich die Eindrücke dieser Seereise und meine Gedanken zum bedrohten Planet Erde, gedanklich Revue passieren. Hat sich in dieser Zeitspanne der letzten dreißig Monate etwas für den Planet substantiell geändert? Kaum! Die Lippenbekenntnisse der Retter der Erde sind gleich geblieben, vorwärts gebracht haben sie nichts. Die GRÜN Parteien dieser Welt verlieren sich weiter in Sachgebiete, die eigentlich nichts mit GRÜN zu tun haben. Sie benennen sich halt weiterhin nur GRÜN und stehen in Opposition zu anderen, die auch nicht mehr oder weniger an den Planeten denken. Die Rodung der Wälder hält weiter ungebremst an, ebenso wie die Überfischung der Meere. Beides zum Schaden der Pflanzenwelt, der Natur und unserer Erdmitbewohner, der Tiere und so auch zum Schaden von uns selbst. Die Minderheit der Menschen, die momentan dadurch direkt betroffen ist, wird von der Mehrheit, die davon profitiert, ignoriert. Meine seinerzeit angesprochene Gigantonomie, die in China ausgebrochen ist, herrscht gnadenlos und schreitet, mit Unterstützung der restlichen Welt, rasant vorwärts. Jeder erhofft sich neue Absatzmärkte. Eine Polit- und Wirtschaftsdiktatur beraubt in China alles und jeden seiner Rechte. Umwelt und Natur wird so benutzt, wie man sie gerade braucht. Die Tierwelt zu Lande und zu See wird rücksichtslos ausgerottet und abgeschlachtet. Menschenrechte gibt es keine. Zur Beruhigung der restlichen Welt wurde eine Mogelpackung von Olympiade inszeniert und die Aufzucht von einer Hand voll Panda Bären vorgezeigt. Hinter den Kulissen läuft die Verdreckung des Planeten auf Hochtouren, doch nicht nur in China – weltweit! Meine Gedanken zu HABEN WOLLEN von 2007 haben sich, gleich einer Voraussage, 2008 ja deutlich und eindrucksvoll rund um den Planeten bemerkbar gemacht. Die von mir beschriebene Gier der Menschen hat die „Krise“ überhaupt erst entstehen lassen, der Auslöser war ein beiläufiger Selbstläufer, der Zusammenbruch einer Bank. Die Folgen sind bekannt. Doch die Menschen scheinen aus der „Krise“ und wodurch diese eigentlich entstanden ist, eben durch ihr – HABEN WOLLEN – eben so wenig gelernt zu haben, wie bei der rücksichtslosen Verwüstung des Planeten auf dem wir leben. Dieses HABEN WOLLEN scheint einem Selbstvernichtungsdrang gleich zu kommen. Anders ist dies nicht zu erklären. Die Rezepte der Vernichter scheinen einander ähnlich. Für die Erhaltung des Planeten – „Ja, wir bauen neue und bessere Filter ein“ – schon ist die Masse beruhigt. Zur Nichtwiederholung der Krise – „Ja, wir beschränken die Gagen der Manager und Boni der Banker“ – schon scheint die Masse zufrieden und das nur, weil jetzt andere nicht so viel bekommen sollen, wie sie selbst gerne HABEN WOLLEN. Da sitzen die führenden Köpfe der führenden Wirtschaftsnationen an einem Tisch zusammen, mit dem Ergebnis – Managerboni gibt es nur bei Erfolgen und die Finanzprodukte sollen kontrolliert werden. Beides Dinge die so schwammig klingen, wie sie auch schwammig in der Realität sein werden. Der Weg zum nächsten Megagau, auf allen Ebenen, scheint vorgezeichnet, ob dies nun die Natur, die Tiere und die Menschen selbst betrifft. Ratlos läuft man dem HABEN WOLLEN weiterhin hinterher, in der Hoffnung, dass sich alles von selbst zum Besten wenden wird. Dieser neue Religionswahn, rund um den Erdball, ist so ein deutliches Zeichen dafür –„beten wir zu einem Messias, der wird uns schon helfen!“ Erstaunt stelle ich immer häufiger fest, dass jene Menschen, die nicht irgendwelche Götter anbeten, eine neue, fast militante Strategie entwickeln – „Wir denken einfach positiv! So wird es gehen! Negative Gedanken (und damit meinen sie Realitäten, die eintreten können oder auch nicht)stören nur unser Leben!“ Alle möchten sie HABEN WOLLEN – die einen beten Götter und Heilige dafür an, die anderen spielen Roulette unter Zuhilfenahme positiver Gedanken. Reinste Casinomentalität, mehr steht nicht dahinter. HABEN WOLLEN um jeden Preis! Jene die zu kurz kommen, werden sich mit der Zeit den Erfolg jener, die schon HABEN, so nicht mehr gefallen lassen und je nach Situation, Lebensumständen und geographischer Lage, zum Kampf aufrufen und aufrüsten. Von den stetigen Unruheherden des Planeten, von dort ausgehend, wird es sich wie ein Geschwür verbreiten, der Kampf ums HABEN WOLLEN der Unterprivilegierten. Man hat mich belächelt, als ich über die Piraten auf meiner Fahrt mit der „Baudelaire“ berichtet habe, man hat geflissentlich darüber hinweg gehört, als ich über die Flüchtlinge berichtet habe. Das war vor dreißig Monaten. Und heute? Piraten und Flüchtlinge füllen zunehmend die Tagesthemen. Die Piraterie ist eindeutig hausgemacht, solange das Versicherungsrisiko billiger ist, als eine wirksame Security auf den Schiffen. Dazu kommt noch, dass die Gutmenschen dieser Welt, einer Security keinen Schießbefehl erteilen möchten. Sie schicken lieber zahnlose, doch unheimlich teure Flotten in die Seegebiete, die jedoch auch nur beobachten und nicht schießen dürfen. Alles kontraproduktiv, direkt eine Aufforderung zur Piraterie. Für wie dumm hält man eigentlich die Piraten? Aus Erfahrung auf See würde ich jederzeit den Beweis antreten, wie leicht ein Großschiff gegen Piraten zu verteidigen wäre, wenn man nur wollte. Der Piratenspuk wäre bald Geschichte. Keine Chance für Piraten! Das Flüchtlingsthema ist nicht so leicht zu lösen. Doch echte Strategien gibt es nicht. Das Ergebnis – anhaltendes menschenverachtendes Vorgehen von HABENDEN gegen Schwache, die auch HABEN WOLLEN. Mit den Flüchtlingen zu Lande werden wir zunehmend direkt konfrontiert und können offenbar schon damit nicht umgehen. Und „diese Flüchtlinge auf See“, die sind ja so weit weg von uns, was kümmern uns die schon und diese unwürdigen Taten, wie etwa Italien, Malta und Spanien mit diesen Menschen umgehen. Ich bin kein Freund von Flüchtlingen, doch auch sie sind Bewohner unseres Planeten und es ist mit ihnen nicht menschenverachtend umzugehen, wenn man selbst ununterbrochen die Menschenwürde hoch hält. Und was hatte der Blaue Planet sonst noch in den letzten dreißig Monaten Großes zu erdulden? Er erwärmt sich, Gletscher und Pole schmelzen ab und für uns gesehene Wetter- und Klimaabnormitäten treten vermehrt auf. Doch das haben eher die Bewohner zu erdulden, nicht der Planet, der zieht weiter ruhig seine Bahnen und nur der Planet selbst kennt das Geheimnis seiner Wandlung, nicht die Wissenschaftler und Gelehrten. Diese können, im guten Glauben, Thesen aufstellen, doch mehr auch nicht. So manche dieser Thesen hat sich in den letzten Jahrzehnten selbst überholt oder ist trotz sicherer Erkenntnis der Wissenschaft, nicht eingetreten. 
Umweltsünden, die die Menschheit, die Natur und die Tierwelt punktuell noch schwer treffen werden, geschehen alltäglich, ohne dass sie viel Aufmerksamkeit erregen oder dass gar dagegen Widerspruch erhoben wird. Von wem auch? Nützt das dem eigenen HABEN WOLLEN? Nein! Selbst wenn es den eigenen Lebensraum betrifft, macht man noch aus der Not und der Perversität des HABEN WOLLENs eine Tugend. Alle bisher angesprochenen und künftig anstehende Probleme können in der Zukunft keinesfalls durch HABEN WOLLEN, sondern nur durch menschliches Verständnis, Erziehung und entsprechende Bildung bewältigt werden. Also müsste man eigentlich alle Anstrengung und vorhandene finanzielle Mittel in die Jugend investieren. Was geschieht? Genau das Gegenteil! Über das, was in dieser Beziehung passiert, erspare ich mir zu schreiben, das überlasse ich jedem selbst, zu beurteilen. Sichtbar ist es täglich, wenn man die Durchschnittsjugend, die allerdings selbst nichts für diese Miesere kann, nicht durch die rosarote Brille beurteilt. Besonders drastisch ist die Situation dort, wo die Gesellschaft überaltert ist, hauptsächlich gerade in den hochentwickelten Industriestaaten. Doch auch in Ländern wo mehr in Jugend und Bildung investiert wird, läuft der Zug leider zum großen Teil in die Richtung HABEN WOLLEN. Nur wirtschaftlich werden diese Länder in Zukunft eine bedeutendere Rolle spielen. Ein Russischer Oligarch brachte es in einem Gespräch auf den Punkt – „Europa hat seine Zukunft eigentlich schon hinter sich!“ (und meinte damit die EU). Auch ich bin keinesfalls ein Feind von HABEN WOLLEN, doch nicht um jeden Preis, keinesfalls um den Preis, Menschen, Tiere und die Natur darunter leiden zu lassen. Ich persönlich kann heute auch ohne HABEN WOLLEN leben, was jedoch in meiner Persönlichkeit und durch meine Lebensansicht begründet sein mag. Vernünftige Zukunftslösungen, bei stets wachsender Bevölkerung werden nur erreicht werden, wenn die Menschen ihre Gier zügeln werden, ihr HABEN WOLLEN zurück stellen, es zumindest versuchen werden. Dazu gehört aber das Einsehen, dass auf dem Blauen Planeten alles nur auf Zeit geborgt ist und wir nicht alles HABEN KÖNNEN. Natürlich werden die Menschen nicht alle Probleme lösen können, so scheint auch die Bestimmung zu laufen. Aber sie könnten zumindest sinnvoll zu Lösungen beitragen, wenn sie nur wirklich wollten. Solange aber in solch Bahnen gedacht wird, wie in defizitäre Autowerke (z.B. Opel), noch dazu bei schrumpfenden Märkten, auf Halde zu produzieren und zu investieren, statt in vernünftige, zukunftsträchtige Industrien, wird der eigentliche Fortschritt immer weiter hinterher hinken. 
Doch all das kümmert den Blauen Planeten eigentlich wenig, wie ich schon in meinem Artikel von 2007 festgestellt habe. Der zieht weiter ruhig seine Bahnen, vermehrte Unruhe wird es nur unter den mehr als sechs Milliarden Menschen und den überlebenden Tieren geben. Vom Mond aus gesehen, wird sich die Natur des Blauen Planeten nicht wesentlich verändern, den berührt es nicht sonderlich, ob die Polarroute nun durch die Erwärmung für Schiffe befahrbar ist oder nicht. Erdbeben, Tsunamis, Wirbelstürme und Überflutungen werden die Bevölkerung betreffen, doch kaum die Substanz des Planeten. 
Friedrich, September 2009